Meine Corona-Sommer-Zipfel-Radrundreise um Deutschland

 

Mitte Juni 2020 ging es los. Auf dem Rad, aber im Uhrzeigersinn und diesmal an der äußeren deutschen Grenze entlang, bis ich Anfang August Deutschland umrundet hatte und wieder meinen Start- und Zielpunkt Hamburg erreichte.

Unterwegs passierte ich neben elf deutschen Bundes- und sieben Nachbarländern auch die extremsten äußeren Zipfel Deutschlands aller vier Himmelsrichtungen: Görlitz im Osten, Oberstdorf im Süden, Selfkant im Westen und List auf Sylt im Norden.

Zusammen haben diese vier Gemeinden anlässlich der zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit 1999 den Zipfelbund gegründet. Besucher der Zipfelgemeinden können sich ihren Aufenthalt im Zipfelpass eintragen lassen. Wenn es ihnen gelingt, binnen vier Jahren alle vier Orte zu besuchen, erhalten sie zum Dank ein Überraschungspaket mit Geschenken aus den Regionen. Einzige Voraussetzung: jeweils eine Übernachtung in jeder Zipfelgemeinde.

Na, das klingt doch prima und ist eine tolle Motivation für meine Rad-Runde um Deutschland, dachte ich und schwang mich aufs Rad. 

Die erste Zipfelgemeinde, Görlitz in der Oberlausitz, erreichte ich spät am Abend des 1. Juli. Nach einer – für Radtourenverhältnisse – luxuriösen Übernachtung in einem Görlitzer Altstadt-Hotel am Ufer der Neiße erhielt ich morgens den ersten Stempel in meinem Zipfelpass.

Die Görlitzer Altstadt wirkt wie ein Bilderbuch europäischer Baugeschichte – von Gotik über Barock, Renaissance, Jugendstil, bis zur Gründerzeit, alles ist dabei – und einfach viel zu schön, um sie links liegen zu lassen und weiterzueilen. Also nahm ich mir die Zeit für eine Stadtbesichtigung: gemütliche Restaurants und Cafés, schöne Neißebrücken, kulturelle Vielfalt und munteres Studentenleben.

 

Zwei Wochen und einige Berg- und Talfahrten später (Erzgebirge, Vogtland, Bayrischer Wald, Alpenvorland), am 15. Juli, feierte ich Bergfest auf meiner persönlichen Vierschanzentournee. Und zwar am südlichsten Punkt Deutschlands: Oberstdorf im Allgäu. Auch hier wieder eine erholsame Hotel-Übernachtung und am nächsten Morgen der zweite Stempel in meinem Zipfelpass.

Auf 815 Metern Höhe gelegen eignet sich Oberstdorf in den Allgäuer Alpen gut als Kur- und Erholungsort (lange Tradition als Kneippkurort) aber auch natürlich als Skigebiet. Auf einer der modernsten und größten Skiflugschanzen der Welt findet hier jährlich die Vierschanzentournee statt. Das Nebelhorn (2224 m ü. NHN) liegt immer in Sichtweite, es ist mit der Seilbahn von Oberstdorf aus zu erreichen.

Überall stehen klingelnde Kühe auf der Alm. Für mich als Bewohnerin Norddeutschlands eine spannende Umgebung.  

Zwei weitere Wochen später, am 28. Juli, fand ich in Tüddern in der Gemeinde Selfkant im nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg einen netten Gasthof mit integriertem Eisparadies, in dem ich mich von den vielen Radkilometern und Höhenmetern, die ich inzwischen in den Beinen spürte, ausruhen konnte. Morgens dann wieder das übliche Prozedere: Stempel Nummer 3, abgestempelt von zwei freundlichen, an meiner Reise sehr interessierten Damen im Rathaus von Selfkant.

Die westliche Zipfelregion hat zwar keine kulturell aufgeladene Altstadt mit unzähligen denkmalgeschützten Gebäuden zu bieten und auch keinen alpinen Wintersportspaß, dafür aber idyllische Landschaft mit malerischen Bruch- und Auenwäldern plus unzählige Rad, Reit- und Wanderwege zwischen den Flüssen Rhein, Rur und Maas. Herrlich entspannte Gegend!

Schließlich hatte ich alle anstrengenden Steigungen hinter mir gelassen und so nahm ich leichtfüßig Kurs auf mein letztes Zipfelziel: List auf Deutschlands nördlichster Insel: Sylt.

Als dann am 5. August endlich der vierte Stempel in meinem Zipfelpass prangte, war die Freude riesengroß!

Und weil meine Reise hier im hohen Norden fast zu Ende war, gönnte ich mir einen ganzen Urlaubstag auf der friesischen Nordseeinsel. Keine Frage, auf Sylt lässt es sich hervorragend Urlaub machen. Es gibt feinsandige kilometerlange Sandstrände, Wattenmeer, Leuchttürme, blühende Heide und frische Meeresluft. 

Aus Liebe zur Natur