Tag 1 

Hamburg - Timmendorfer Strand

(102 km)

 

Von Harburg nach Wandsbek ist noch kein flüssiges Fahren möglich. Stop and go. 

Bis Lübeck läuft es besser. In Bad Schwartau kommt Urlaubsfeeling auf. 

Dann endlich Wiedersehen mit einer alten Bekannten: Am Strand von Timmendorf treffe ich die Ostsee wieder. Ich hatte sie schon sehr vermisst und verbringe zwei entspannte Abendstunden am Strand. 

Mein Rad fährt sich noch träge, die Bremsen schleifen und auch das Schutzblech ist hinüber. Kleinere Reparaturen werden dringend nötig werden. 


Tag 2 

Brodtener Ufer nach Rerik (105 km) 

 

Die Nacht ist recht kalt. Dafür ist der Morgen umso angenehmer. Die Sonne scheint früh in mein Zelt und wärmt mich gut durch. 

Auf geht's ab jetzt auf dem Ostseeküstenradweg. Erst über Boltenhagen (schöne wilde Strandzugänge). Erstaunlich steil ist es hier. Google Maps zeigt mir über 400 hm an... 

Überdurchschnittlich viele e-bikes rauschen an mir vorbei und ich komme mir sehr, sehr langsam vor. In Topform bin ich jedenfalls noch nicht wieder. Zusätzlich machen mir die Birken (Heuschnupfen) und dicke Fliegenschwärme das Radeln schwer. 

Vor Rerik einmal falsch abgebogen und plötzlich finde ich mich auf der Insel Poel wieder. Landschaftlich sehr reizvoll zwar, aber diese Zusatzkilometer hätte ich mir sparen können. 

 


Tag 3 

Rerik nach Stralsund (125 km)

 

Am frühen Morgen liegt die Ostsee ganz still vor der Küste von Rerik. Nur ein paar Schwäne ziehen geräuschlos weiter. Die Ruhe vor dem Sturm, denn schon Minuten später tummeln sich die Urlauber auf der Strandpromenade. Und auf dem Ostseeküstenradweg. Allein fährt man hier jedenfalls nie.

Im Gespensterwald bei Nienhagen denke ich an meine Bernsteinreise 2018 zurück.

In Warnemünde legt die Fähre ab nach Hohe Düne. Fahrtzeit 3 Minuten... 

Das Highlight des Tages lässt heute bis zum Schluss auf sich warten. Vor der Pension "Das Bärsondere Haus" kurz hinter Stralsund wähle ich die Telefonnummer, die draußen auf dem Schild steht, und frage, ob noch ein Zimmer frei ist. Erwähne auch, dass ich nur mit Rad und Zelt da bin. Daraufhin bietet mir der Besitzer einen seiner exklusiven Zeltplätze im Vorgarten an. Das ganze zum Nulltarif! Manchmal lohnt es sich wirklich, vorher zu fragen. 


Tag 4

Stralsund nach Lubmin (70 km)

 

Und wie einst im heißen Sommer 2018 - während meiner Runde um die Ostsee - holpere ich auch heute im verrückten Corona-Sommer 2020 über die 30 Kilometer lange Kopfsteinpflasterallee, die alte B96, hinein in die Hanse- und Universitätsstadt Greifswald.

Alles wieder gut gegangen. 

Hinter Greifswald, bei Eldena, springe ich dann fix in die Greifswalder Bucht. Überraschend warm und herrlich erfrischend zugleich.


Tag 5

Lubmin nach Zinnowitz (40 km)

 

Maskenpflicht auf der Fähre von Freest nach Peenemünde. 

Radeln auf Usedom? Ein Hochgenuss. 

Wie beruhigend, wenn man sein Tagesziel schon mittags erreicht. 

Jetzt heißt es nur noch: Ab an den Strand!

 


Tag 6

Von Zinnowitz über Swinemünde nach Anklam (90 km)

 

Man soll ja bekanntlich gehen, wenn's am schönsten ist. Trotzdem, dieser Abschied war nicht leicht. Um ein Haar wäre ich dem Küstenstreifen gefolgt und hätte eine weitere Runde um die Ostsee gedreht. Stattdessen verlasse ich in Swinemünde den Ostseeküstenradweg und mache mich in Richtung Süden auf, immer an der deutsch-polnischen Grenze entlang. Die Route führt mich in die Stadt Usedom auf der Insel Usedom, dann um das Stettiner Haff herum bis in die Hansestadt Anklam. Hier endet mein Tag: auf dem Wasserwanderrastplatz am Peene-Ufer. Ruhig und gemütlich - und sehr empfehlenswert.

 

 

 


Tag 7 

Anklam über Ueckermünde nach Mescherin (120 km)

 

Durchhängertag

Auch wenn die heutige Strecke flacher denn je ist und eigentlich locker weggeradelt werden müsste, fühle ich mich schlapp, träge und traurig.

Nach zwei Bockwürsten an der Tanke geht es bergauf.

Über kleine Ortschaften erreiche ich Ueckermünde, Pasewalk und schließlich Mescherin, meinen heutigen Zielpunkt. 

Wer hätte das gedacht? Ich bin bereits in Brandenburg. 


Tag 8 

Mescherin über Schwedt nach Bad Freienwalde (80 km)

 

Schwedt, was geht?

Frisch geduscht geht es mit neuem Elan durch die saftig grüne Oder-Flussauenlandschaft der Uckermark bis nach Schwedt. Die Bibliothek hat leider montags geschlossen, also mache ich Sightseeing. Schwedt trägt übrigens als erste deutsche Stadt den Titel Nationalparkstadt im Namen. 

Hinter Schwedt radelt es sich entspannt durch den Nationalpark Unteres Odertal. Richtig idyllisch ist es hier. 

 

 


Tag 9 

Von Hohenwutzen über Frankfurt (Oder) nach Bresinchen (kurz vor Guben) (120 km)

 

Tschüssi Oder, hallo Neiße!


Tag 10

Von Bresinchen über Guben und Gubin bis nach Görlitz, östlichster Zipfel Dtls. (130 km)

 

Früh in Gubin noch einen Kaffee getrunken, dazu eine polnische Süßigkeit, dann wieder ab auf die deutsche Seite nach Guben und von jetzt an immer an der Lausitzer Neiße entlang. 

Mir gefällt der Neiße-Radweg besser als der Oder-Radweg. Weniger windiger Deich, dafür fest eingebettet in tiefen Kiefernwald. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich Wölfe hier recht wohlfühlen. Im Naturschutzgebiet "Schwarze Grube" gibt es sogar einen Märchenwald. Beste Voraussetzungen also. 

Vor Görlitz beinahe halb verdurstet, weil kilometerweit kein Laden, keine Tankstelle und die Wasservorräte sind schon lange aufgebraucht. Mit letzten Kräften erreiche ich schließlich doch Görlitz und kaufe mir in einem Spätverkauf in der wunderschönen Görlitzer Altstadt wahllos vier Flaschen. 

 

 

 

 


Tag 11

Von Görlitz nach Bautzen (73 km)

 

Die Görlitzer Altstadt ist wirklich ein Schmuckstück. Ich weiß gar nicht, wo ich in der kurzen Zeit, die mir bleibt, zuerst hingucken soll. Am frühen Nachmittag schließlich muss ich mich losreißen von der östlichsten Stadt Deutschlands. Aufbruch zum nächsten Ziel: Bautzen. Eben noch in der flachen Flusslandschaft der Lausitz gefahren, finde ich mich jetzt plötzlich in Sachsens Bergland wieder. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen. Es geht über Dörfer, Berge und Täler - überwiegend bergauf. Die Belohnung für diese Strapazen lässt bis zum Abend auf sich warten: Ab Hochkirch nehme ich Fahrt auf und rase bis nach Bautzen kilometerweit bergab. Was für ein Spaß!


Tag 12

Bautzen nach Dresden (70 km)

 

Den ganzen Tag hängen dicke Wolken am Himmel. Es ist grau in grau. Pünktlich zur Einfahrt nach Dresden klart es auf und die Sonne versüßt mir mein Sightseeing in der Stadt mit den eindrucksvollen Sehenswürdigkeiten. 


Tag 13

Von Dresden nach Chemnitz über Freiberg. (50 km)

 

 Der Weg von Dresden nach Chemnitz ist lang und beschwerlich, aber vorallem mit Höhen und Tiefen. Viel Zeit zum Nachdenken - auch übers Aufgeben.

Dann wieder passieren unverhoffte, positive Sachen, die eine Radreise so besonders machen: Mitten auf der Strecke treffe ich Christopher, ein Promotionsstudent aus Chemnitz, der für seine eigene bevorstehende Radtour im Chemnitzer Bergland trainiert.

Er fragt, ob ich schon weiß, wo ich übernachte. "Nein". (Wie immer.) Da lädt er mich spontan in seine WG ein.

Weiter geht's. Einmal bretter ich noch den falschen Berg runter und lande an einer Straße nur mit Kirschbäumen gesäumt...

In Chemnitz angekommen gondel ich durch das Stadtzentrum, um mir einen Überblick zu verschaffen. Einzig den riesigen Kopf von Karl Marx erkenne ich wieder. Die Stadt hat sich radikal gewandelt.

Den Abend lassen wir (Christopher und ich) mit Bierchen am Küchentisch ausklingen. 

 


Tag 14 

Von Chemnitz nach Plauen (55 km)

 

Nach Kaffee und Schinkenschnitte in der Chemnitzer WG hieß es Abschied nehmen  von Christopher und weiter in Richtung Zwickau. Auf dem Weg nämlich ziemlich genau auf der Zwickauer Straße noch einen kurzen Zwischenstopp eingelegt und meine Verwandten, Manfred und Johanna plus Sohn Jens, besucht, die gerade beim Mittagessen sind. Für mich gibt es auch ein Stückchen Eisbein mit auf den Weg. Na, da hat sich der Überraschungsbesuch gelohnt.

Die Region um das Erzgebirge hin zum Vogtland ist zwar landschaftlich wunderschön und immer ein Foto wert, aber mich auf dem Rad erschöpft sie schnell und als ob das noch nicht genug wäre, muss der Wind genau aus südwestlicher Richtung kommen. So bleibe ich selbst bergab am Hang stehen. Bis Zwickau zwickt es es heftig.

Dafür finde ich für die Nacht eine tolle, ruhige Bergwiese mit Blick in das Tal.


 

Tag 15

Von Plauen nach Hof (45 km)

 

Google maps schickt mich über kleine unbefestigte oder teilweise fast gar nicht vorhandene Wege, über saftige Berghänge , abgeschiedene Waldwege oder Schotterpisten durchs Vogtland.

Diese Wege fernab der Straße mag ich ganz besonders. Leider lässt sich die Straße nicht ganz vermeiden und so kommt es, dass ich kurz vor der Grenze zu Bayern auf einer größeren Straße lande und der Verkehr nur so an mir vorbeisaust. Hier wartet ein brutaler Teufelsanstieg auf mich. Meter um Meter kämpfe ich mich aufwärts. (Tag mit den meisten Höhenmetern)

Oben angekommen pfeift's. Nein, es ist nicht der Wind. Sondern Jens. Er kommt mir mit dem Rad entgegen.

"Haste Lust auf Kaffee und Kuchen? Ich lad dich ein und wir plaudern bisschen übers Radfahren."  Normalerweise gehe ich nicht so schnell mit Fremden mit aber in diesem Fall mache ich eine Ausnahme. Jens wohnt gleich oben auf dem Berg (mit Ausblick auf das Fichtelgebirge), ist meistens auf einem sportlichen e-Mountainbike unterwegs und hat mich schon vorher auf der Strecke gesehen und überlegt, ob er mich anspricht. Wir essen Schwarzwälder Kirschtorte, trinken Kaffee. Danach tauschen wir die Räder: Ich darf auf seinem E-bike fahren, er übernimmt mein Rad samt Gepäck. So bringt er mich 10 km weit und am Ende fällt es mir schwer dieses Rad, das sich wie von selbst fährt, wieder einzutauschen. Auf der anderen Seite muss ich mich auch nicht ständig um einen Akku kümmern und kann jederzeit mit meinem Rad fahren.

Danke, Jens, das war ein schönes Erlebnis!


Tag 16

Fränkischer Gebirgsweg über Weiden in der Oberpfalz nach irgendwo am Ufer der Naab (70 km)

Servus!

Mit Bayern erreiche ich ein mir noch vollkommen unbekanntes Bundesland. Ziemlich kalt hier, außerdem verstehe ich kein Wort.

Vor Windischeschenbach durchquere ich das idyllische Waldnaabtal und schaffe es tatsächlich, mich auf einen Fußwanderweg zu verirren, der absurde Steigungen und verwurzelten Boden bereithält.

Trotzdem, das Klima im Wald ist traumhaft, frisch und erholsam. 


Tag 17

Irgendwo am Ufer der Naab über Nabburg zum Eixendorfer See (70 km)

 

Grüß Gott! Und unversehrte, liebe Grüße aus dem Naturpark Oberpfälzer Wald, vom Bayrisch-Böhmischen Freundschaftsweg. 

Ein gut ausgeschildertes Radwegenetz führt mich u. a. auf einer ehemaligen Bahntrasse (familienfreundlich) entlang der Flüsse Naab und Schwarzach bis in die historische Stadt Neunburg vorm Walde. 

Dann fängt es zu regnen an, auch das Gelände wird bergiger. Durchnässt gebe ich für heute auf und übernachte in einer Art Rasthütte am Eixendorfer See. 

 


Tag 18 

Vom Eixendorfer See nach Deggendorf an der Donau (90 km)

Am Morgen habe ich noch zu kämpfen, muss mich durch die kleinsten Bergdörfer nach vorne, oben und unten arbeiten. Als ich im Regental ankomme, ändert sich schlagartig alles: der Himmel wird blau, es ist sonnig und warm und der Radweg entlang des Regen (Fluss) durch den Bayrischen Wald ist ein Traum! Hohe bewaldete Berge zu beiden Seiten.

Zwischendurch mache ich noch einen richtig seltenen Fund: Ursula, eine Reiseradlerin (Mitte 70!) hat interessante Stories auf Lager.

Über Bayrisch Kanada beende ich meine Etappe in Deggendorf an der Donau. 


Tag 19

Deggendorf nach Passau (70 km)

 

Ab Deggendorf begleitet mich die Donau bis nach Passau. Die Radwege der Region begeistern mich. Man kann sich überhaupt nicht verfahren. An jeder Ecke ein kleines Schild. So muss ich nicht ständig auf mein Handy-GPS schauen, sondern kann mich auf die Gegend konzentrieren. Und die hält hier einiges bereit. Die Temperatur steigt und steigt. Keine Wolke am Himmel. Um 15:00 Uhr springe ich in die Donau. Diese Erfrischung habe ich dringend gebraucht. Ich muss nur aufpassen, die Donau hat einen guten Zug... Um ein Haar hätte ich Passau ohne mein Rad auf dem Wasserweg erreicht.

 

Passau als Drei-Flüsse-Stadt (hier fließen Donau, Inn und Ilz zusammen) liegt direkt an der Österreichischen Grenze und hat eine bombastisch schöne Altstadt mit vielen barocken Sehenswürdigkeiten. Mitten im Fotofieber achte ich nicht auf das herannahende Gewitter. Es blitzt und donnert bald darauf (inzwischen bin ich wieder im Wald angekommen) so heftig, dass ich vor lauter Panik alles stehen und liegen lasse und in den nahegelegenen Passauer Ruderclub laufe. Wer hätte gedacht, dass dieser sonnige Sommertag in einem gewaltigen Unwetter endet? Dort, im Clubhaus, sitzen die Mitglieder noch gemütlich beisammen und reagieren so lieb auf mich, bieten mir sogar an, dort zu übernachten. Das Angebot nehme ich an. Herzlichen Dank an Dan und alle Ruderer an dieser Stelle nochmal!


Tag 20

 Passau nach Simbach (60 km)

 

 Es regnet bis 13:00 Uhr in Strömen. Also entschließe ich mich, heute erst mittags loszufahren.  Vorher bereitet mir Dan, der Betreiber des Ruderclub-Hauses, noch einen extra-starken Kaffee, damit es losgehen kann.

Der Tag bleibt trüb und regnerisch.

Kurz hinter Passau (wo ich vom Donau- auf den Inn-Radweg gewechselt bin) ist der Inn-Radweg wie aus dem Bilderbuch: mit hohen (Kletter-)felsen und herabstürzenden Wasserfällen. Auf der anderen Seite des Inns liegt Österreich.

Nach der Wald-Etappe wird es etwas eintönig, aber wenigstens nicht anstrengend. Der Weg führt immer am Deich entlang. Kilometerweit flach geradeaus.

In Simbach bin ich verabredet. Mein Radkumpel, Markus, aus Waging am See wartet schon. Gemeinsam suchen wir uns hinter Simbach am Inn eine ruhige Stelle zum Campen und finden ein andächtiges Plätzchen neben einem Altarhäuschen. Morgen wollen wir zusammen nach Waging radeln


 

Tag 21

Simbach am Inn über Burghausen nach Waging am See (70 km)

 

Von Simbach aus machen wir, Markus und ich, uns auf den Weg in Richtung Waging am See, dem Ort, in dem Markus wohnt. Zunächst auf der österreichischen Seite des Inns, der später zur Salzach wird. 

Mein Rad tritt sich schwerer und schwerer. Ich komme kaum vorwärts, Markus radelt leichtfüßig vorne weg. Kurz vor Burghausen, der Stadt mit der längsten Burg der Welt, stellen wir fest, was los ist: Eine Speiche ist gebrochen. Na wunderbar! Mit jedem Meter verabschieden sich nun weitere Speichen, inzwischen ist im Rad so eine extreme 8 drin, dass fahren unmöglich wird. Problematisch: Heute ist Sonntag und Waging liegt viel zu weit entfernt, um das Rad bis dahin zu schieben. Als wir in Burghausen den Marktplatz überqueren, läuft uns ein junger Mann mit zwei neuen Fahrradreifen auf der Schulter über den Weg. Ich frage ihn sofort, wo er die Reifen heute gekauft haben kann und er antwortet: "Die sind aus meinem eigenen Fahrradladen, der Radl-Metzgerei." Er nimmt sich für mich Zeit. Ich kann mein Glück kaum fassen. Der Laden mit angebundener Werkstatt ist nur ein paar Meter entfernt. Und der Mann der Stunde repariert und zentriert mein hinteres Laufrad in Nullkommanix...

Beschwingt und ohne zusätzlichen Widerstand erreichen wir schließlich Waging am See (wärmster See Oberbayerns). 


 

Tag 22

Waging über Chiemsee nach Tegernsee (110 km)

 

Heute feiere ich Bergfest - mit vielen Seen entlang der Strecke: Waging am See, Simsee, Chiemsee, Tegernsee.

Doch zunächst erst einmal Abschied nehmen von Markus und Waging am See. Endlich konnte ich meine Wäsche waschen. Schön, wenn alles wieder sauber ist! Markus arbeitet im ortsansässigen Käsebetrieb Bergader, wo er ein Lunchpaket für mich organisiert hat. Das lasse ich mir stilecht hoch oben auf der Alm umgeben von bimmelnden Kühen so richtig schmecken. Gut gestärkt geht es weiter. Am Chiemsee mache ich kurz Pause und springe sofort rein. Spät abends schließlich erreiche ich mein Tagesziel, den Tegernsee. 


 

Tag 23

Tegernsee zum Murnauer Moos bei Bad Kohlgrub (70 km)

 

 Heute nehme ich mir bewusst vor, alles etwas ruhiger und gelassener anzugehen. Bei Anstiegen kämpfe ich nicht mehr gegen den Berg an, sondern fahre entweder langsamer oder schiebe von vornherein. Das funktioniert gut und raubt weniger Kraft. Passend zur neu erworbenen  Gelassenheit passiere ich die Kurorte Bad Tölz und Bad Heilbrunn.

An einem Punkt auf der Strecke bin ich sogar nur 30 km von der Zugspitze entfernt.

Den Tag beende ich im Murnauer Moos, einem riesigen Komplex aus Mooren, Feuchtwiesen und Wäldern. Dort errichte ich nach dem Picknick-Abendbrot mein Zelt. Traumhaft!


Tag 24

Vom Murnauer Moos zum Grüntensee bei Kempten (80 km)

 

Früh am Morgen ist es nasskühl, feuchte Gebirgsluft liegt über dem Murnauer Moos. In dieser Atmosphäre fühlen sich die ersten Radkilometer wie eine Kureinheit an.

Es ist der Tag der Naturradwege. Keine Straßen, keine Autos, keine Geschwindigkeit. Als "Ersatz" dafür Moor, Wald, Berge. Zwischendurch regnet es immer wieder. Der Regen stört mich nicht im Geringsten, viel zu fasziniert bin ich von all den Naturwundern.

Bei Halblech wird der Radweg flacher und das Panorama phänomenal:

Links das gigantische, wolkenverhangene Alpenmassiv, rechts die Alpengemeinden mit Skihütten und viel Holz, überall Glockengebimmel...

Mittendrin erregt ein romantisches Schloss in den Bergen meine Aufmerksamkeit: Schloss Neuschwanstein!

Bei Füssen stoße ich auf den alpinen Wildfluss Lech und kurz darauf auf den Lechfall (Wasserfall). Die Farbe des Lechs haut mich um: hellblau-türkis bis jadegrün.

 

 


Tag 25

 Vom Grüntensee nach Oberstdorf, südlichster Zipfel Dtls. (45 km)

 

Guten Morgen! Wer schaut denn da in mein Zelt herein? Ich staune nicht schlecht, als ich aufwache. Schnecken. Und zwar Tausende. Bevölkern mein Außenzelt. Na, schöne Bescherung! Die Feuchtigkeit der letzten Tage hat sie hervorgelockt. Es dauert lange, bis ich mein Zelt von den schleimigen Kriechtieren befreit habe.

Heute auf dem Plan steht der Illerradweg. Davor muss ich noch einen engen Pass Seite an Seite mit schnellen Autos nach oben klettern, dann geht es genauso steil wieder bergab, nach Kranzegg. Rasante Schlängelabfahrt mit phänomenalem Blick ins Tal.

Vor Oberstdorf liegt der Illerursprung, der sich aus drei verschiedenen Gletscher-Bächen (Breitach, Trettach, Stillach) zusammensetzt, die dort zusammenfließen.

In Oberstdorf erreiche ich den südlichsten Zipfel Deutschlands und lasse mir das zweite Etappenziel meiner persönlichen Vierschanzentournee prompt in der Touristeninformation abstempeln.


Tag 26

Von Oberstdorf nach Wasserburg am Bodensee (90 km)

 

Der Regen will einfach kein Ende nehmen. Inzwischen ist schon alles nass. Trotzdem lasse ich mir die Stimmung nicht vermiesen, sondern fahre einfach weiter.

40 km vor Lindau am Bodensee dann geht es fast lückenlos bergab. So vergehen die Kilometer wie im Flug. Und ich kann es selbst kaum glauben, als ich ganz unerwartet auf einmal am Ufer des Bodensees stehe.

Bis nach Wasserburg radele ich noch im Regen weiter, dann habe ich genug für heute 


Tag 27 

Von Wasserburg am Bodensee nach Schaffhausen am Rhein, Schweiz (100 km)

 

Endlich lässt sich die Sonne wieder blicken!

Von Wasserburg mache ich mich sehr früh am Morgen auf. Ich radel nie allein auf dem Bodenseeradweg, zunächst bis Meersburg, von wo aus die Fähre ans andere Ufer nach Konstanz ablegt. So viele Urlauber auf einen Haufen wie hier am Bodensee habe ich lange nicht mehr gesehen. Auf den Radwegen darf man nicht träumen, sonst wird man sofort umgefahren (statt umfahren).

Kurz vor der Fähre springe ich kurz ins eiskalte Nass und auf der anderen Seite angekommen, beeile ich mich, so schnell wie möglich aus Konstanz rauszufahren, um dem Touristengewimmel zu entfliehen. Als ich die Grenze zur Schweiz passiere, wird es ruhiger und der Radweg - jetzt auf der schweizer Seite - wird richtig toll, etwas hügelig, etappenweise sogar zur Rennstrecke.

Der Bodenseeradweg mündet übergangslos in den Rheinradweg, dem ich heute bis Schaffhausen folge.


 

Tag 28

Schaffhausen, Schweiz, über Waldshut-Tiengen nach Rheinfelden (95 km)

 

Ein Sonntag in der Schweiz. Fast niemand ist so zeitig wie ich unterwegs und so ergibt es sich,  dass ich den Rheinfall bei Schaffhausen (Europas größten Wasserfall) alleine bestaunen darf.

Ab jetzt brauche ich nur noch dem Rhein flussabwärts zu folgen. Kurzes Päusle in Laufen am Rhein. Ein sehr hübscher Ort. Die Sonne prasselt heute mit voller Wucht vom Himmel.

In Bad Säckingen laufe ich halb verdurstet in einen Lebensmittel-Lieferservice und bekomme eine große Flasche Sprite geschenkt (kein Bargeld zur Hand).

Kurz vor Rheinfelden wieder auf der Schweizer - und damit deutlich ruhigeren Seite - verfolge ich noch das bunte Treiben auf dem Fluss. Mit der Dämmerung baue ich mein Zelt an Ort und Stelle auf. 


Tag 29

Kurz vor Rheinfelden über Basel (Schweiz) bis kurz vor Breisach am Rhein (85 km)

 

In der Schweiz radelt es sich besonders gut und sicher. Auf den Straßen gibt es sogar über Land eine gelb markierte Spur für Radfahrer und in den Städten ist die Radspur fest in den Straßenverkehr integriert.

Die Ecke um Basel herum gehört ungewöhnlicherweise auch auf der rechten Seite des Rheins zur Schweiz, sodass man, wenn man dem Rheinufer folgt, zwangsläufig die Schweiz passiert.

In der Baseler Altstadt wundere ich mich über die vielen schwimmenden Menschen im Rhein. Jeder Schwimmer hat ein Luftsäckchen dabei. Bis ich feststelle, dass dies eine organisierte, neuartige Trendsportart sein muss: Man steigt oben ein und lässt sich flussabwärts bis an einen bestimmten Punkt treiben. Dort wird man dann von einer Fähre entweder wieder zurückgebracht oder geht die Uferpromenade einfach zu Fuß zurück.

Zum Mittag gibt es diesmal die teuersten Spaghetti meines Lebens.

Nächster Checkpoint: Weil am Rhein. Das Drei-Länder-Eck. Hier stoßen Deutschland, Schweiz und Frankreich aufeinander. Mit der Einreise nach Frankreich habe ich an einem Tag gleich drei Länder gesehen. Auffällig: Jedes Land geht anders mit der Corona-Situation um.

Da es heiß und trocken ist und keine Überflutungsgefahr besteht, kann man auch auf den Inseln zwischen Rhein und Rheinseitenkanal fahren. So erkunde ich diesen riesigen Fluss von verschiedenen Perspektiven aus.  


Tag 30

Breisach am Rhein bis kurz vor Straßburg, Frankreich (90 km)

 

Naschtag in Baden-Württemberg: Es gibt Äpfel, Brombeeren, Mais und Pflaumen aus der Natur oder frisch vom Feld.

Den Rest des Tages lasse ich mich das Rheinufer bis kurz vor Straßburg hinunter treiben und campe in Frankreich. 


 

Tag 31

Kurz vor Straßburg bis Zabern, Saverne Frankreich (55 km)

 

Dank Insidertipp finde ich den bequemsten Weg für Radfahrer in die Innenstadt von Straßburg schnell. Und zwar muss man von Illkirch-Graffenstaden aus immer dem Canal du Rhone au Rhin folgen.

Die Kirche Notre Dame de Straßburg ist gigantisch. Vor der Kulisse verschwindet mein Rad förmlich. 

Kurze Stadtrundfahrt. Für einen längeren Aufenthalt ist die Zeit wieder einmal zu knapp. Meistens schiebe ich mein Rad durch die gut besuchten Gässchen und Kanäle der Altstadt von Straßburg.

Nächster Punkt auf der Tagesordnung: das Europäische Parlament. Liegt in einem anderen Bezirk, mit dem Fahrrad aber fix zu erreichen. Hier ein Foto, da ein Foto und schon verlasse ich Straßburg über die Rue des Vogeses. Zunächst geht es im Elsass über kleinere Ortschaften vorbei an charmanten Fachwerkhäusern mit Holzläden an und Blüten vor den Fenstern.

In einer Bibliothek lege ich einen Zwischenstopp ein. Der Schatten tut gut. Vielleicht lässt sich hier das Handy aufladen. Diese Bibliothek ist eine Kombination aus Kinderkrippe (Micro Creche) und Leseraum. Gewöhnungsbedürftiges Konzept, finde ich. Aber auf meine Nachfrage hin, ob das funktioniert, erklärt mir die Bibliothekarin, dass es früher ruhig sein sollte, heute versteht sich die Bibliotheque eher als sozialer Raum und Begegnungsstätte.

Dann finde ich zum Glück den Fluss La Zorn. Er führt mich mitten hinein in das tiefe Tal der Vogesen. 


Tag 32

Zabern (Saverne, Frankreich) über Saargmünd bis Saarbrücken (95  km)

 

Am Kanal au Rhine (Fluss La Zorn) ist es gegen 7:00 Uhr so eiskalt, dass sogar das Wasser dampft. Optisch sehr schön anzusehen, aber zum Fahren ungeeignet. Mit gefrorenen Fingern komme ich nach 15 Kilometern im Bergdorf Lützelbourg an. Viel französischer kann ich mir ein Dorf kaum vorstellen. Jetzt erstmal ein heißer Kaffee zum Aufwärmen und entspannen, dann kommt auch gleich die Sonne raus.

In Lützelbourg endet der flache Kanalradweg, ab jetzt wird's steil auf der Piste.

In der Bibliothek von Sarre-Union darf ich als erste und einzige sitzen und schreiben. Normalerweise gelten in Frankreich strengere Corona-Regeln. Dazu gehört auch, dass man sich in Bibliotheken nicht aufhalten darf. Die zwei Bibliothekarinnen machen für mich heute eine Ausnahme und geben mir sogar noch einen top Restauranttipp mit auf den Weg.

Weiter bis zum Fluss La Sarre (der in Dtl als die Saar weiterfließt). Am Canal de la Sarre rollt es sich wieder ohne große Anstrengung.

In Saargmünd (Sarreguemines) verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich in der Saar. Viele Franzosen sprechen hier deutsch. Das klingt ziemlich niedlich, denn zu ihrem französischen Akzent kommt auch noch ein saarländischer Dialekt...


Tag 33

Von Saarbrücken an die Saarschleifen (Naturschutzgebiet Saar-Steilhänge/ Lutwinuswald) (65 km)

 

Mit Kaffee und einem Stück Quarktorte starte ich kurz vor Saarbrücken.

An der Saar, die nun (im Vergleich zum französischen Abschnitt ) immer breiter wird, geht es straff gen Norden.

Sehr weit werde ich heute allerdings nicht kommen. Erst lädt mich Helmut, der e-biker aus dem Saarland auf ein Erfrischungsgetränk ein. Danach gibt mir Rudolf, ebenfalls waschechter Saarländer, nochmals eine detailreiche und umfassende Wegbeschreibung (an der Saar entlang). Beide sind super interessiert an meiner Tour und erzählen auch über sich eine Menge. Ganz unabhängig voneinander verlaufen beide Gespräche verblüffend ähnlich.

Ab Melzig beginnen die Saarschleifen. Eine ganz eigentümliche Landschaft. Schroff fallen die Talhänge ab, einige Hangpartien sind übersät von. rötlichen Gesteinsbrocken und irgendetwas (Baum, Boden, Gräser, Blüten?) riecht unheimlich gut. Im Naturpark Saar-Steilhänge/ Lutwinuswald errichte ich schließlich mein 7-Sterne-Hotel. 


Tag 34

Saarschleifen über Konz nach Vianden, Luxemburg (95 km)

 

Die Flüsse wechseln heute schneller als ich gucken kann: Von der Saar an die Mosel, die in die Sauer, luxemburgischer Grenzfluss, fließt.

Auf der Rennstrecke an der Sauer fährt es sich fantastisch. Zwar geht es konstant bergauf (schließlich fahre ich auf die luxemburgischen Ardennen zu), aber meine in den Alpen antrainierte Fitness hilft mir jede Steigungen mit Schwung und Leichtigkeit zu nehmen. Vielleicht spielt auch die Vorfreude auf meinen ersten Besuch in Luxemburg eine Rolle.

Zwischendurch zerbricht noch das vordere Schutzblech. Nach der Reparatur geht es gleich weiter. Es ist schön hier in Luxemburg!

Der Fluss Sauer wird zur Our.

 

In Echternach eine kurze Nachmittagspause.

Bei der Weiterfahrt stelle ich erstaunt fest, wie viele Campingplätze es hier gibt. 

 

In Vianden im CamperPark beende ich dann den heutigen Tag. Hier steht hoch oben das Viandener Schloss, es zählt zu den größten und schönsten feudalen Residenzen der romanischen und gotischen Zeit in Europa.

Eingebettet in die herrliche Landschaft der Ardennen kann ich mich richtig gut erholen. 


Tag 35

Vianden, Luxemburg nach Auel, Belgien (65 km)

 

Nachdem ich den Ort Vianden im Naturpark Our - westlich der Südeifel -  verlassen habe, wartet heute auf mich der höchste und längste Aufstieg der gesamten Deutschlandumrundungstour.

Gut 900 Höhenmeter überwinde ich radelnd (ohne schieben :-) und bin, oben angekommen, richtig begeistert.

Bald auch schon passiere ich die Grenze von Luxemburg nach Belgien über das Dreiländereck (Lux, Bel, Dtl) in Ouren.

Der Nationalpark Südeifel mit dem Ourtal ist sowieso toll, hier lässt es sich bestimmt auch gut wandern. 


Tag 36

Von Auel, Belgien über Monschau nach Roetgen (75 km)

 

 

Durch reinen Zufall finde ich heute die Vennbahn. Eine ehemalige Eisenbahnstrecke und eine der längsten Bahntrassenradwege Europas, die durch drei Länder und vorbei an der Hochfläche Hohes Venn führt. Natur, Grenzflair und Vennbahngeschichten begleiten die Tour. Alles lückenlos ausgeschildert. Die Vennbahn gehört zum RAVel-Programm der wallonischen Region Belgiens. RAVel steht übersetzt für "Autonomes Netz für langsam fließenden Verkehr". Dieses Netz reiht sich ein in die Philosophie der "grünen Wege", eine Bezeichnung, mit der in Europa und weltweit Infrastrukturen benannt werden, die dem nicht motorisierten Verkehr vorbehalten sind.

Die Vennbahn an sich ist steigungsarm,  nicht jedoch mein kleiner Abstecher in die malerische Mittelalterstadt Monschau. Tief unten im Rur-Tal gelegen ist sie mit ihren Fachwerkhäusern, engen kopfsteingepflasterten Gassen und süßen Läden ein echtes Schätzchen, das ich da ausgegraben habe. Den Weg zurück auf die Vennbahn nehme ich an der Rur entlang durch den Wald und im Anschluss daran und mangels Alternativen über einen wahnsinnig steilen (15%) Aufstieg über die Felsen. 


Tag 37

Von Roetgen über Aachen und die Niederlande bis Selfkant, Westlichster Zipfel Dtls. (65 km)

 

Der letzte Abschnitt auf der Vennbahn bis Aachen radelt sich wie von selbst und so komme ich schon früh in Aachen an, kurze Dombesichtigung, dann fix raus und weiter. Und auf einmal ist die Landschft flach. Grenze Niederlande. Hier sind die Radwege breiter als die Straßen für die Autos. Es würde sich wunderbar fahren, wenn nur der Wind nicht wäre.

Mein heutiges Tageziel: Selfkant im Landkreis Heinsberg. Selfkant ist der westlichste Punkt Deutschlands und damit der dritte äußerste Zipfel auf meiner Tour.

In Selfkant Tüddern über dem Eisparadies (Der Name ist nicht übertrieben!) finde ich eine nette, kleine Unterkunft. 


Tag 38

Von Selfkant nach Xanten (105 km)

 

Heinsberg.

Katastrophentourismus?

Fehlanzeige!

Selten einen Landstrich erlebt, wo so viele freundliche und relaxte Leute leben. 

Im Rathaus hole ich mir meinen Stempel zur Bestätigung für den westlichsten Zipfel Deutschlands ab und dann bin ich auch schon wieder unterwegs. Der Tagesplan heute: kurzer Abschnitt in den Niederlanden bis Venlo, danach wieder auf deutscher Seite bis Xanten.

Es rollt, kaum Steigung auf der gesamten Strecke und die Beschilderung könnte besser nicht sein.

In der Dämmerung erreiche ich Xanten und habe Probleme, auf Anhieb ein ruhiges Fleckchen für mein Zelt zu finden. Rund um den Xantener See ist einfach noch zu viel los. Dann werde ich aber doch noch fündig, baue blitzschnell auf und ab in die Koje. 


Tag 39

Von Xanten nach Zenderen, Niederlande (110 km)

 

In Xanten gibt es viel zu sehen. Die Römer-, Dom- und Siegfriedstadt am Niederrhein ist vollgepackt mit alten Bauwerken, Museen und antiken Sehenswürdigkeiten.  Im Xantener archäologischen Freilichtmuseum kann man sich die Nachbildung der römischen Stadt... anschauen. Wer sich für Geschichte oder speziell für die alten Römer interessiert, ist hier goldrichtig.

Als ich Xanten verlasse, treffe ich auf den Rhein, den ich ja in Straßbourg verlassen hatte. Mit der Fähre schippere ich ans andere Ufer, lasse noch kurz das herrliche Panorama der Rheinlandschaft mit dem Xantener Dom im Hintergrund auf mich wirken und danach führt mich meine Route durch die Niederlande.

Hier zu fahren ist jedesmal ein Genuss. Radfahrer haben absolute Priorität, die Wege sind super ausgeschildert und die Leute fast alle gut drauf. 


Tag 40

Von Zenderen, Niederlande nach Rhede (Ems) (115 km)

 

Zu Kaffee und Kuchen wird als Allererstes die heutige Route genau geplant.

Von den Niederlande muss ich mich leider verabschieden. Auf mich warten aber süße, kleine Orte in Deutschland wie zum Beispiel Uelsen in Niedersachsen.

Kurz vor Twist liegt dann ein Motorradfahrer auf der Straße, ein gecrashtes Auto steht daneben. Mir wird schlecht. Der Notarzt ist noch nicht eingetroffen, aber es wird sich schon gekümmert und auch die Autos werden von Passanten am Unfall vorbeigelenkt.

Nur, ein Gaffer steht am Straßenrand und glotzt. 

Der Nord-Südkanal fließt parallel zur Ems und verläuft komplett gerade, wie mit dem Lineal gezeichnet, immer in Richtung Norden. So komme ich ein gutes Stück voran.

Wer gerne die weite Ebene, leere und breite Straßen hat und keinen Trubel mag, der ist im Emsland perfekt aufgehoben. Auch Radfahrer gibt es vergleichsweise weniger als anderswo.

Wenig Menschen, viele Windräder. Es wirkt alles friedlich hier im Emsland.


Tag 41 

Von Rhede über Leer nach Varel am Jadebusen (105 km)

 

Nach all den bergigen Regionen radelt es sich jetzt schön leichtfüßig. Die ersten 50 km des Tages fliege ich nur so dahin.

Der Ort Leer ist wirklich ein hübsches Nest mit vielen alten Backstein- und Fachwerkhäusern im nordischen Stil, mit engen Gassen und mit kleinen liebevoll gestalteten Läden und Cafés.

Inzwischen befinde ich mich schon im Friesland. Hier heißt es wieder 'Moin' zur Begrüßung.

Hinter Varel taucht der Jadebusen auf und mit ihm die typisch salzhaltige, frische Nordseemeeresbrise.  


Tag 42

Von Varel über Bremerhaven nach Cuxhaven (90 km)

 

Obwohl die Strecke nicht lang oder besonders schwer ist, rollt alles etwas langsamer als sonst. Irgendwie fehlt heute der Esprit.

Die Umgebung um den Jadebusen bis hoch nach Nordenham ist sehr idyllisch, daran liegt's nicht. 

In Nordenham, Blexen transportiert uns, also mich und mein Rad, die Fähre über die Weser nach Bremerhaven.

Von Bremerhaven geht es schnurgeradeaus nach Cuxhaven, von wo aus morgen die Fähre nach Sylt ablegen wird. 


Tag 43

Von Cuxhaven nach Hörnum auf Sylt (Süd) nach List auf Sylt (Nördlichster Zipfel Dtls.) (40 km)


Tag 44

Sylt

 

Baden und sonnen


Tag 45 

Von List nach Westerland auf Sylt über den Hindenburgdamm auf's Festland nach Flensburg (90 km)


Aus Liebe zur Natur